225
und des Kampfes gegen die Ungläubigen übernahm. 1540 erhielt dieser 1540
Orden vom Papste seine Bestätigung als „Gesellschaft Jesu". In
blindem Gehorsam gegen die Oberen sollten die Mitglieder
des Ordens alle Feinde der katholischen Kirche bekämpfen, in
erster Reihe die protestantische Lehre und deren Ausbreitung.
Der Orden entwickelte sich zu einer ungeahnten Macht. Durch ihr festes
Zusammenhalten, durch ihre Gelehrsamkeit und Schlauheit, durch ihren
Reichtum und durch ihr weites Gewissen („alles zur größeren Ehre
Gottes") haben die Jesuiten großartige Erfolge erzielt. Besonders waren
sie als Missionare, Beichtväter und Lehrer thätig. Wegen seiner Herrsch-
sucht und vielfach schädlichen Einmischung in das Staats- und Familien-
leben wurde der Orden vom Papste 1773 aufgehoben, aber 1814
wiederhergestellt. Jetzt sind die Jesuiten durch ein Gesetz aus dem
Deutschen Reiche vertrieben, setzen aber unablässig alle Hebel in Be-
wegung, um dies Gesetz aufzuheben.
Fragen: Was versteht man unter „Papstchristentum" und „Bibelchristen-
tum"? — Weshalb gedieh Luthers Werk? — Welchen Einfluß hatte die Refor-
mation auf Kunst, Wissenschaft und öffentliches Leben? — Welche Bedeutung hatte
Luthers Verheiratung? — Wie sind die Ausschreitungen der Reformation zu
erklären? — Unterschied zwischen der deutschen und der Schweizer Reformation!
— Luthers wichtigste Schriften! — „Die Wittenbergische Nachtigall" von Hans
Sachs. — „Luther und Frundsberg" von Hagenbach. — „Lutherbuche und Luther-
brunnen" von Polack. — „Luther beim Tode seines Lenchens" von Sturm. —
„Götz von Berlichingen" von Goethe.
68. Kaiser Karl V. (1519—1556).
1. Seine Kriege mit Franz I. von Frankreich. Der tapfere,
aber treulose Franz I. hatte Mailand durch einen Sieg gewonnen.
Kaiser Karl V. gewann es in vier Kriegen zurück.
Sein Feldhauptmann Frundsberg schlug mit
seinen deutschen Landsknechten die Franzosen und
nahm bei Pa via 1525 Franz selbst gefangen.
An seine Mutter schrieb dieser: „Alles verloren,
ausgenommen die Ehre!" Aber auch diese verlor
er, als er nach einjähriger Haft in Madrid
die beschworenen Friedensbedingungen brach. Die
Kämpfe endigten damit, daß Karl bis in die Nähe F
von Paris rückte und Franz zum gänzlichen Verzicht Iz|
auf Mailand zwang. Auch gegen die Seeräuber
in Tunis unternahm Karl einen siegreichen
Zug und befreite 22 000 Christensklaven.
2. Der Schmalkaldische Krieg. Karl war
auf dem Gipfel der Macht. Die Protestanten
weigerten sich, das vom Papste berufene Konzil
zu Trient (1545 bis 1563) zu beschicken. Da
beschloß Karl, die protestantischen Stände
zu unterwerfen und die lutherische Ketzerei auszurotten. Die
Häupter des Schmalkaldischen Bundes, der Kurfürst von Sachsen
Polack, Geschichtsbilder. 17. Aufl. Ausg. L. f. Mädchensch 15
1525
170. Karl V.
Nach dem Bilde Tizians.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
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Extrahierte Personennamen: Hans
Sachs Goethe Karl_V. Karl_V. Franz_I._von_Frankreich Franz_I. Franz_I. Karl_V. Karl_V. Franz Franz Karl Karl Franz Franz Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Hagenbach Berlichingen Mailand Frundsberg Madrid Paris Mailand Tunis Sachsen Tizians
234
steigenden Hungersnot einige Bürger von Übergabe sprachen, rief der
Bürgermeister: „Nehmt meinen Leib, zerfleischt ihn und sättigt euch,
aber redet nicht von Übergabe!" Ein Bürger rief: „Wir haben zwei
Arme, den linken zum Verzehren, den rechten, um das Schwert
zu führen!" Zuletzt durchstach man die Dämme und setzte die ganze
Gegend unter Wasser, so daß die Schiffe der Geusen der Stadt
Nahrungsmittel zuführen konnten; da zogen die Spanier ab. Zum
Dank für diese standhafte Verteidigung wurde in Leiden auf Kosten
des Landes eine Universität gegründet. Traurig war das Los Ant-
werpens. Diese reiche Weltstadt wurde erobert und in entsetzlicher
Weise geplündert. Sie hat nie wieder ihre frühere Blüte erreicht, und
der Handel sich mehr nach Amsterdam gezogen.
4. Die endliche Befreiung. Die 7 nördlichen Provinzen, die sich
zur Lehre Calvins bekannten, vereinigten sich zu einem engeren Bunde
1581 und sagten sich 1581 von Spanien los. Die südlichen blieben diesem
treu. Der geächtete Wilhelm von Oranien sollte Statthalter der
Vereinigten Staaten der Niederlande werden, da wurde er
meuchlings durch einen von den Jesuiten gedungenen Mörder erschossen.
Er starb mit den Worten: „Gott erbarme sich meiner und dieses armen
Volkes!" Der Mörder ward ergriffen und martervoll hingerichtet,
seine Nachkommenschaft aber von Philipp in den Adelstand erhoben.
Wilhelms feuriger Sohn Moritz wurde nun Statthalter der Republik.
Sie kam noch oft in harte Bedrängnis; aber nach dem Untergange der
Armada und durch die Unterstützung Englands eroberte Moritz das
Verlorene wieder zurück und zwang Spanien zu einem Waffenstillstände.
1648 1648 erhielt die Republik im westfälischen Frieden ihre Unab-
hängigkeit bestätigt. — Philipp Ii. erlebte das Ende des Krieges
nicht. Viele Millionen Menschen und noch mehr Millionen Dukaten
hatte er seinen finsteren und ehrgeizigen Plänen nutzlos geopfert. Unter
seinem Nachfolger verfiel der Wohlstand Spaniens immer mehr, trotz
der Gold- und Silberflotten aus Amerika. Der Wohlstand der Holländer
dagegen blühte in dieser Zeit mehr und mehr auf; sie wurden das
erste Handelsvolk des siebzehnten Jahrhunderts.
Fragen: Welches waren Philipps Pläne? — Warum scheiterten sie? —
Woraus entsproß Hollands Blüte? — „Egmont" von Goethe.
72. Gustav Wasa in Schweden (1523—1560).
1. Das Stockholmer Blutbad 1520. Margareta von Däne-
mark vereinigte durch die Union von Kalmar 1397 Dänemark,
Schweden und Norwegen unter einem Herrscher, ließ aber jedem Reiche
seine selbständige Verwaltung. Sie wird die Semiramis des Nordens
genannt, denn sie war von stattlicher und gewinnender Erscheinung, klug,
mutig, charakterfest und der freien Rede mächtig. Trotz der „Ver-
einigung" wollte es aber zu Eintracht und Frieden in den drei Reichen
nicht kommen. Die Schweden wollten ihre Selbständigkeit wahren. Als
der launenhafte und gewaltthätige Dänenkönig Christian Ii., „der Böse",
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Philipp Philipp Wilhelms Wilhelms Moritz Moritz Philipp_Ii Philipp Philipps Goethe Gustav_Wasa Gustav Margareta_von_Däne- Christian_Ii
278
2{5. Peter der Große.
unter seinen Augen bauen und schickte es nach Archangel. In London
rief er bei dem Anblick eines nachgeahmten Seegefechts voll Entzücken:
„Wäre ich nicht Zar von Rußland, möchte ich englischer Admiral sein!"
In Wien erhielt er die Nachricht von einer neuen Strelitzenempörung.
Rasch eilte er nach Moskau zurück, fand
aber den Aufruhr schon gedämpft. Seine
Halbschwester, in der man die Anstifterin
vermutete, wollte er im Zorn durchbohren,
aber eine Kammerzofe bewahrte ihn vor
dieser Blutschuld. Über 200 Empörer ließ
er an Galgen vor dem Kloster, in welchem
sie eingekerkert war, aufhängen. Das re-
bellische Strelitzenkorps wurde aufgelöst.
Nach dem Tode seines aufrichtig betrauerten
Freundes Lefort nahm Menschikoff die
erste Stelle in seinem Vertrauen ein. Er
hatte einst als Bäckerjunge in den Straßen
Moskaus Pasteten verkauft, Peter aber seine ausgezeichneten Gaben erkannt
und ausbilden lassen. Er wurde sein Liebling und treuer Helfer und
stieg von Stufe zu Stufe, bis ihn nach Peters Tode sein grenzenloser
Übermut in die Verbannung nach Sibirien brachte.
4. Peter als Bildner seines Volkes. Peter that nun weitere
Schritte, um sein Volk gesittet und geschickt zu machen. Viel Murren
erhob sich, als er die langen Kleider und Bärte verbot. Er legte Schulen
und Druckereien an und zog gebildete Fremde (Handwerker, Seeleute,
Offiziere, Gelehrte und Künstler) ins Land. Das Heer richtete er nach
deutschem Muster ein. Die Verwaltung der Staatseinkünfte übertrug
er geschickten Westländern. Nach Abschaffung der Patriarchenwürde
übertrug er sich die höchste geistliche Gewalt in der griechisch-katholischen
Kirche. Obgleich er die Kultur unter seinem Volke kräftig förderte, so
blieb er doch ein roher, leidenschaftlicher und genußsüchtiger Naturmensch.
Als er die Küstenländer der Ostsee den Schweden entreißen wollte, kam
es zu dem großen nordischen Kriege.
5. Sein entschlossener Gegner Karl Xii.
von Schweden. Im 17. Jahrhundert war
Schweden die Großmacht des Nordens.
Es besaß außer seiner nordischen Halbinsel
die schönsten Küstenländer der Ostsee in
Rußland und Deutschland. Der kraftvolle
Karl Xi. hinterließ seinem fünfzehnjährigen
Sohne Karl Xii. einen gefüllten Staatsschatz
und ein schlagfertiges Heer. Anfänglich hielt
man nicht viel von dem jungen König. Er
war ernst, verschlossen und gleichgültig gegen
die Freuden der Jugend, dagegen ein toll-
kühner Reiter und wilder Jäger. Rußland,
2^. Karl Xii. W. Polen und Dänemark glaubten keine günstigere
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Extrahierte Personennamen: Menschikoff Peter Peters Peter Peter Karl_Xii Karl Karl_Xi Karl Karl_Xii Karl Karl_Xii Karl W.
Extrahierte Ortsnamen: London Wien Moskau Moskaus Sibirien Schweden Schweden Schweden Deutschland
250
und Teller in Gold gemalt und gebrannt, die Wände mit Gemälden
und Stickereien bedeckt, die Fußböden mit kostbaren Teppichen ausgelegt
und die Wappenschilder und Stammbücher des Geschlechts durch kostbare
Malereien ausgeziert.
Das 17. Jahrhundert ist nicht minder reich an hervorragenden
Männern auf dem Gebiete der Wissenschaft, der Erfindungen und
der Kunst. Freilich in Deutschland hatte der große Krieg das geistige
Leben völlig niedergedrückt und geschädigt. Nur einige poetische Blüten
traten aus dem verkümmerten Volksleben hervor.
Der deutsche Astronom Kepler fand die drei Grundgesetze der
Planetenbewegung, der Italiener Galilei die Pendel- und Fallgesetze.
Der Italiener Torricelli erfand das Barometer, der Holländer Drebbel
das Thermometer, Otto von Guericke in Magdeburg die Luftpumpe.
Die deutsche Dichtkunst befand sich im 17. Jahrhundert im
Verfall. Man ahmte die lateinischen und romanischen Dichter sklavisch
nach und gefiel sich in einer widerlichen Sprachmengerei. Gegen diese
Entdeutschungen bildeten sich mehrere Gesellschaften zur Pflege der
deutschen Sprache und Dichtkunst. Martin Opitz von Boberfeld
stellte in seinem Buche „Von der deutschen Poeterei" die durch den Wortton
bestimmte Versmessung auf. An ihn schließt sich die erste schlesische
Dichterschule, die in der Form die Hauptsache und in der dichterischen
Begabung Nebensache sah. Aus diesem Kreise sind der Dramatiker
Gryphius, der geistvolle Epigrammendichter Friedrich von Logau
und der gemütstiefe Liederdichter Paul Fleming zu nennen. Be-
merkenswert ist noch der Jesuit und eifrige Bekämpfer der Hexenprozesse
Friedrich von Spee („Trutznachtigall"). Aus dieser Zeit ist von
wirklichem poetischen Wert nur das Kirchenlied, in welchem besonders
Paul Gerhardt (f 1676) sich auszeichnete. Die spätere zweite
schlesische Dichterschule verirrte sich in Ungeschmack und Schwulst.
Ein echt volkstümliches Werk ist Grimmelshausens Roman „Der aben-
teuerliche Simplicissimus", der die Greuel des 30 jährigen Krieges schildert.
Fragen: Woher die lange Dauer des Dreißigjährigen Krieges? — Welche
Frauen sind erwähnt und wie? — Welche Wirkungen hatte der Westfälische
Friede? — Frankreichs Stellung zu Deutschland! — Was bewog Gustav Adolf
zum Kriege? — „Wallenstein" von Schiller. „Der Tod des Grafen Mansfeld"
von Förster. „Wallenstein vor Stralsund" von Günther. „Schloß Eger" von
Fontane. „Wallenstein" von Goethe. — „Der Friede" von Lingg.
75. Cromwell in England (um 1650.)
1. Sein Gegner auf dem Throne. In England vereinigte
Jakob I., Sohn der Maria Stuart und Nachfolger Elisabeths, Schott-
land und England und nannte sich König von Großbritannien
und Irland. Er war ein engherziger Monarch, der durch seinen
Eigensinn, seine Laune und Willkür die Liebe aller Parteien verscherzte.
Nach der mißglückten Pulververschwörung, durch welche der König samt
dem Parlament in die Luft gesprengt werden sollte, wurden die Katholiken
aufs äußerste verfolgt.
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Extrahierte Personennamen: Kepler Otto_von_Guericke Otto Martin_Opitz_von_Boberfeld Gryphius Friedrich_von_Logau Friedrich Paul_Fleming Friedrich_von_Spee Friedrich Paul_Gerhardt Grimmelshausens Gustav_Adolf Gustav Adolf Schiller Günther Fontane Goethe Lingg Cromwell Jakob_I. Maria_Stuart Maria
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Magdeburg Westfälische Frankreichs Deutschland England England England Irland
— 324 —
2^3. Das Brandenburger Thor in Berlin.
Errichtet von Langhans 1789—93. Die Viktoria, entworfen von Schadow.
dem Rheine zu locken. Man schickte ihm eine kleine Abteilung nach, damit
er glaube, seine Absicht sei erreicht, und marschierte gegen Paris. Nach
Erstürmung des Montmartre zogen Alexander und Friedrich Wil-
helm mit ihren Truppen unter dem Jubel des wetterwendischen
1814 Volkes in Paris ein (31. März 1814). Zu spät erkannte Napoleon
seinen Irrtum. Er wollte umkehren und Paris stürmen, aber seine
Generale verweigerten den Gehorsam.
7. Napoleons Absetzung und Verbannung. Der Senat setzte
Napoleon ab und nötigte ihn zur Abdankung. Der Bruder des er-
mordeten Königs Ludwig Xvi. kehrte als Ludwig Xviii. ans den Thron
Frankreichs zurück. Napoleon aber wurde nach einem ergreifenden Ab-
schiede von seinen alten Garden, die wie Kinder weinten, auf die Insel
Elba, den Rest seines Weltreiches, verwiesen. Der erste Pariser
1814 Frieden vom 30. Mai 1814 beschränkte Frankreich auf die Grenzen von
1792, forderte aber weder Kriegskosten noch die aus allen Ländern zu-
sammengeraubten Kunstschätze zurück. Nur die Viktoria vom Branden-
burger Thore in Berlin, die noch nicht einmal ausgepackt war, wanderte
wieder heim. Das war ein billiger, leider zu billiger Frieden für Frank-
reich. Was das Schwert erworben, was Tausenden von Männern Blut
und Leben gekostet hatte, das verdarben die Männer der Feder und
der Kaiser von Rußland, der gegen Frankreich zu nachgiebig war.
8. Der letzte Entscheidungskampf bei Velle-Alliance (Waterloo)
1815 am 18. Juni 1815 und Napoleons Ende. Die verwirrten Verhältnisse
Europas sollten auf dem Wiener Kongreß geordnet werden. Dort ver-
sammelten sich die Fürsten mit ihren Staatsmännern. Eine märchenhafte
Pracht wurde entfaltet und Fest auf Fest gefeiert. Daneben schritt die
Entwirrung nur langsam fort, da die widersprechendsten Ansprüche geltend
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Extrahierte Personennamen: Langhans Schadow Alexander Alexander Friedrich_Wil- Friedrich Napoleon Napoleons Napoleon Ludwig_Xvi Ludwig Ludwig_Xviii Ludwig Napoleon Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Rheine Paris Paris Paris Frankreichs Elba Frankreich Viktoria Berlin Frank- Frankreich Napoleons Europas
325
gemacht wurden. Besonders geschäftig schürte der treulose und schlaue
Franzose Talleyrand die Zwietracht. Die Verbündeten waren nahe
daran, das Schwert gegeneinander zu ziehen. Wie ein Fuchs aus der
Lauer beobachtete Napoleon den Zwist der Verbündeten und die wachsende
Unzufriedenheit der Franzosen mit den Bourbonen, welche „nichts ge-
lernt und nichts vergessen hatten". Plötzlich landete er im März zu
Cannes, an der Südküste Frankreichs, mit seinen Getreuen und prahlte:
„Mein Adler wird von Turm zu Turm fliegen, bis er sich auf Notre-
Dame in Paris niederläßt." Wirklich fielen ihm Volk und Heer zu.
Im Triumph durcheilte er Frankreich und zog — wieder Kaiser ans
hundert Tage — in das jubelnde Paris ein, aus dem Ludwig Xviii.
geflohen war. Die erneute Gefahr einigte die Kongreßmitglieder. Ruß-
land erhielt Polen ohne Posen und Krakau, Österreich Venedig, Tirol
und Salzburg, Preußen die Hälfte Sachsens und die Länder am Rhein
(Westfalen und Rheinprovinz), dagegen verlor es Ansbach-Baireuth an
Bayern, Ostfriesland an das Königreich Hannover und blieb in
zwei Hälften zerrissen. Alle deutschen Fürsten wurden selbständig und
bildeten den deutschen Bund, der aus neununddreißig Staaten bestand.
Ihre Gesandten sollten auf dem Bundestage zu Frankfurt a. M. unter
Österreichs Vorsitz die gemeinsamen Angelegenheiten beraten.
Napoleon erschöpfte sich in Friedensversicherungen, aber man glaubte 1815
ihm nicht und that ihn in die „Acht Europas". Der Engländer Wel-
lington und Blücher standen mit ihren Heeren in Belgien. Mit
überlegener Macht stürzte sich Napoleon auf Blücher und schlug ihn bei
Ligny (Dorf nordwestlich von Namur in Belgien) den 16. Juni 1815.
Blüchers Roß wurde erschossen und begrub den greisen Helden unter
seiner Last. Mit Lebensgefahr rettete ihn sein Adjutant Nostiz. Das
Kommando führte Blüchers „Kopf", sein Generalstabsleiter Gneisenau,
einer der fähigsten Führer und Schlachtenordner jener Zeit, weiter.
Napoleon befahl dem Marschall Grouchy, „die Preußen in den Rhein
zu werfen", und wandte sich dann gegen Wellington, der auf den
Höhen bei Waterloo und der Meierei Belle-Alliance (südlich
von Brüssel) am 18. Juni 1815 den feindlichen Stößen tapfer stand-
hielt. Er hatte von Blücher zwei Korps erbeten und die Antwort
erhalten: „Nicht zwei Korps, sondern die ganze Armee!" Doch der
strömende Regen und die grundlosen Wege erschwerten das Fortkommen,
und obgleich Blücher scherzte: „Das sind unsere Verbündeten von der
Katzbach, die dem Könige das Pulver sparen!" und obgleich er rastlos
hin und her sprengte und vorwärts trieb, so klagten doch endlich die
Soldaten: „Es geht unmöglich weiter!" „Kinder!" rief der alte Degen,
„wir müssen vorwärts, ich hab's ja meinem Bruder Wellington ver-
sprochen, und ihr wollt doch nicht, daß ich wortbrüchig werden soll?"
Inzwischen wurden die französischen Angriffe immer heftiger und die
englischen Linien immer dünner. Auf einem Hügel unter einem Baume
saß Wellington, entschlossen zu siegen oder zu sterben. Mit steigender
Sorge beobachtete er das Schlachtgewühl. „Ich wollte, es wäre Abend
oder Blücher käme!" seufzte er. Da donnerten die ersten preußischen
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Ludwig_Xviii Ludwig Napoleon Napoleon Gneisenau Napoleon Marschall_Grouchy
Extrahierte Ortsnamen: Cannes Frankreichs Paris Frankreich Paris Krakau Venedig Salzburg Sachsens Rhein
(Westfalen Rheinprovinz Ostfriesland Hannover Frankfurt_a._M. Belgien Namur Belgien Rhein Wellington Wellington Wellington
333
wieder unterworfen werden. Dasselbe versuchten die Venetianer und
Lombarden im Bunde mit dem Könige von Sardinien, aber der
greise österreichische Feldmarschall Radetzky warf alles vor sich nieder
und besiegte den Sardenkönig, worauf dieser die Krone seinem Sohne
Viktor Emanuel überließ und ins Ausland ging.
4. Deutscher Einigungsversuch. Alle deutschen Freiheitsmänner
waren eifrig bestrebt, ein starkes, einiges Deutschland zu schaffen. Um
eine gemeinsame Verfassung für das ganze Deutschland aufzustellen, war
eine aus der Wahl des Volkes hervorgegangene Nationalversammlung
nach Frankfurt a. M. berufen worden. Der Bundestag sollte beseitigt
werden. In der Paulskirche verhandelten die Vertreter des Volkes über 1848
die Reichsverfaffung und boten schließlich Friedrich Wilhelm Iv.
die erbliche deutsche Kaiserwürde an. Doch dieser wollte die
Kaiserkrone nicht aus der Hand der Revolution, sondern nur
von dem freien Willen der Fürsten annehmen und lehnte sie
deshalb ab, da letztere nicht einig werden konnten. Er suchte
nun eine freie, festere Union der Staaten zu schaffen und berief einen
Reichstag nach Erfurt, dem entgegen aber Österreich mit den süd- 1850
deutschen Fürsten den Frankfurter Bundestag wieder eröffnete. Nach
langem Hin- und Herstreiten, wobei schon die Heere gerüstet in Hessen
einander gegenüberstanden, gab Preußen in dem Vertrage zu Olmütz
nach und ließ den aufgelösten Bundestag unverändert wieder aufleben.
Die Schleswig-Holsteiner hatten mit Hilfe der Preußen unter
Wrangel das Dänenjoch abgeschüttelt, das Danewerk genommen und
Düppel erstürmt. Aber die Drohungen Englands, Rußlands und
Schwedens bewogen Preußen zu einem faulen Frieden, worauf die sich
selbst überlassenen Holsteiner bei Jdstädt besiegt und den Dänen mit
Hilfe Österreichs unterworfen wurden. Die in der ersten Begeisterung
gegründete deutsche Flotte wurde an den Meistbietenden verkauft.
5. Napoleon Iii. in Frankreich. Ludwig Napoleon Bona-
parte, ein Neffe Napoleons I. und Sohn des Königs Ludwig von
Holland und der Königin Hortense, hatte sich durch Klugheit und Ent-
schiedenheit zum Präsidenten der Republik aufgeschwungen. Nachdem 1848
er durch süße Reden viele gewonnen und seine Gegner am 2. Dezember
1851 durch Gewalt beseitigt hatte, ließ er sich (1852) durch Volks- 1852
abstimmung als Napoleon Iii. zum Kaiser der Franzosen wählen.
„Das Kaiserreich ist der Friede!" verkündete er der Welt. Als aber
Nikolaus I. von Rußland alle Christen im Orient unter seinen
Schutz stellen wollte und darüber mit der Türkei in Hader kam, da
zog Napoleon mit England in dem orientalischen Kriege, dem soge-
nannten Krimkriege (1853—1856), das Schwert für die Türkei,
um Rußlands Übermacht zu brechen. Die Westmächte siegten mehrmals
und stürmten endlich nach furchtbaren Opfern das feste Sebastopol auf
der Halbinsel Krim am Schwarzen Meere. Da schloß Alexander Ii.,
der Sohn des inzwischen verstorbenen Nikolaus I., den Frieden zu Paris,
der Rußlands Macht im Schwarzen Meere lähmte. Um so mehr wandte
nun der edle Alexander alle Sorgfalt darauf, seine Völker durch den
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Holland Ludwig Napoleon Nikolaus_I._von_Rußland Nikolaus_I. Napoleon Alexander_Ii Alexander Nikolaus_I. Nikolaus_I. Alexander Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Sardinien Deutschland Deutschland Frankfurt Erfurt Hessen Englands Schwedens Frankreich England Paris
304
Das war der Anfang des Aufstandes. Im Jahre 1776 erklärten sich
die 13 vereinigten Staaten von Nordamerika für unabhängig von
England. An die Spitze berief das allgemeine Vertrauen den edlen, großen
General Georg Washington und den schlichten, trefflichen Buchdrucker
Benjamin Franklin, „der dem Himmel den Blitz und den Tyrannen
das Zepter entriß". Nach einem langen, blutigen und wechselvollen
Kriege wurde im Frieden zu Versailles die Unabhängigkeit der
1783 Vereinigten Staaten anerkannt (1783). Washington wurde der
erste Präsident der jungen Republik.
Ii. Me franmsche Revolution.
1. In Frankreich brechen Unruhen aus. Der Hof in Frankreich
hatte unter Ludwig Xiv. und Ludwig Xv. das Beispiel grenzen-
loser Verschwendung und schamloser Sittenlosigkeit gegeben.
Dadurch war nach und nach ein tiefes sittliches Verderben im ganzen
Lande eingerissen. Durch die endlosen Kriege und den sinnlosen Luxus
war die Staatsschuld zu der ungeheuren Höhe von 4000 Millionen
Franken gestiegen. Das Volk mußte immer härter mit Steuern
bedrückt werden, während Geistliche und Adelige steuerfrei
blieben. Durch willkürliche Haftbefehle konnte jeder Franzose ohne
weiteres in den Kerker geworfen werden. Beamten- und Offiziers-
stellen waren käuflich, und die Bestechlichkeit war ein öffent-
liches Laster. Ein tiefes Mißvergnügen grollte wie ein fernes Ge-
witter durch das Land.
Heimkehrende Kämpfer aus dem amerikanischen Befreiungskriege
streuten die Gedanken von der Freiheit und Gleichheit des Volkes
aus. Aufklärer wie Voltaire, Rousseau u. a. untergruben durch ihre
Schriften den Glauben und willigen Gehorsam des Volkes. Auf dem
Throne saß damals der gutmütige Ludwig Xvi. Sein Wille und seine
Einsicht waren zu schwach, um in den Stürmen einer so schweren Zeit
das Staatsschiff zu lenken. Auf den Rat seines Finanzministers Necker
berief er die Reichs stände: Adel, Geistlichkeit und den „dritten Stand"
1789 (Bürger und Bauern), um die bodenlos verwirrten Finanzen zu ordnen.
Der dritte Stand erklärte sich nach stürmischen Verhandlungen mit
den beiden andern Ständen als unabhängige Nationalversammlung,
d. h. als vollgültige Vertretung des ganzen Volkes. Ihr gewaltigster
Redner war der sittenlose, aber geistvolle und hinreißend beredte Graf
Mirabeau. Der König ließ nun den Sitzungssaal des dritten Standes
schließen. Da zog dieser nach dem Ballhause des Hofes und schwur
dort, sich nicht zu trennen, bis dem Lande eine neue Verfassung ge-
geben wäre. Diesem kühnen Auftreten gegenüber zeigte sich der König
schwach und ohne Festigkeit. Schon begann der hauptstädtische Pöbel
Ausschreitungen aller Art, und als der König Truppen zusammenzog,
erhob sich ein Aufstand. „Nach der Bastille, nach der Bastille!"
schrie das Volk.. In dies alte Staatsgefängnis war mancher Unschuldige
durch die berüchtigten „Haftbriefe" ohne Verhör geworfen worden, um
jahrelang darin zu schmachten. Die „Zwingburg der Tyrannei" wurde
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Extrahierte Personennamen: Georg_Washington Benjamin_Franklin Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xv. Ludwig_Xv. Rousseau Ludwig_Xvi Ludwig Necker Mirabeau
Extrahierte Ortsnamen: Nordamerika England Washington Frankreich Frankreich
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Walt herrschte er. „Der Staat bin ich!" war sein Wahlspruch. Sein
Finanzminister lieferte durch weise Sparsamkeit die Mittel zu einem
üppigen, prunkvollen Hofleben und zu endlosen Raubkriegen mit den
Nachbarn. Der französische Hof gab den Ton an für ganz Europa.
2. Der ländersüchtige Eroberer. Im Innern unumschränkt zu
herrschen und nach außen Frankreichs Macht zu erweitern und über alle
Staaten zu erheben, das war Ludwigs Lebensziel. Das Edikt von
Nantes hob er 1685 auf und ließ die Hugenotten entweder durch
Dragoner mit dem Säbel zur katholischen Kirche bekehren oder jagte
sie aus dem Lande. Holland und Deutschland fiel er mehrmals räuberisch
an (Verwüstung der Pfalz, Schändung der Kaisergräber in Speier, Zer-
störung des Heidelberger Schlosses!). Erlitt er auch manche Niederlage,
so brachte ihm doch jeder Frieden einen Zuwachs an Land und Macht.
Das war nur möglich bei der Schwäche des deutschen Reiches, der Un-
einigkeit seiner Fürsten und der Unentschlossenheit des deutschen Kaisers
Leopold I. In dem spanischen Erbfolgekriege wollte Ludwig
ganz Spanien für seinen Enkel Philipp erobern. „Für Frankreich giebt
es keine Pyrenäen mehr!" rief er siegesgewiß aus. Aber der öster-
reichische Feldherr Prinz Eugen von Sa-
voyen erwies sich als ein furchtbarer Gegner.
In seinem unscheinbaren Körper wohnte eine
Feuerseele. Er war ein Verwandter Maza-
rins und ursprünglich für den geistlichen
Stand bestimmt. Doch seine Neigung für
den kriegerischen Beruf trieb ihn, sich in Frank-
reich um eine Offizierstelle zu bewerben. Allein
der Kriegsminister wies ihn ab. Nun wandte
er sich nach Wien, stieg dort von Stufe zu
Stufe und verrichtete in den Türkenkriegen
Wunder der Tapferkeit. „Der kleine Kapu-
ziner mit dem grauen Mantel" ward der erste
Feldherr seiner Zeit. In Gemeinschaft mit 2qtk- Prin3 Eugen,
dem englischen Feldherrn Marlborough (spr. Mahlbru) erfocht er Sieg
auf Sieg über die französischen Heere, so bei Höchste dt, Turin und
Malplaquet. Trotzdem erlangte Ludwig durch die Uneinigkeit seiner
Gegner Spanien für seinen Enkel; nur Gibraltar überließ er den
Engländern. Der schmerzlichste Verlust für Deutschland war die ver-
räterische Wegnahme der Stadt Straß bürg im Elsaß durch die Fran-
zosen 1681. Karl V. hatte gesagt: „Wenn die Franzosen vor Straß- 1681
bürg und die Türken vor Wien ständen, so würde ich Wien fahren lassen
und Straßburg retten!" Leopold aber rührte weder Hand noch
Fuß bei dem Fall der Königin des Elsaß.
3. Der gepriesene Förderer der Künste. Ludwig gefiel sich
darin, das prunkvolle Leben am Hofe durch die Kunst zu schmücken und
zu adeln. Doch war seine Kunstliebe mehr Prahlerei als Wahrheit.
Corneille dichtete Schauspiele, Racine Trauerspiele, Molidre Lust-
spiele, Lafontaine Fabeln. Die französische Litteratur kam im „Zeit-
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs_Lebensziel Ludwigs Leopold_I. Ludwig Ludwig Philipp Philipp Eugen_von_Sa- Eugen Eugen Eugen Marlborough Mahlbru Ludwig Ludwig Karl_V. Karl_V. Leopold Leopold Ludwig Corneille
Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreichs Nantes Holland Deutschland Spanien Frankreich Frank- Wien Spanien Deutschland Fran- Wien Wien Elsaß
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ein Mann mit siechem Körper — er wurde fast immer in der Sänfte
getragen —> aber feurigem, weitschauendem Geiste und rastloser Thätig-
keit. Er durchzog siegreich ganz Deutschland von einem Ende bis zum
andern, und kein Feind war sicher vor seiner Schnelligkeit. Dabei ver-
übten jetzt die Schweden dieselben Greuelthaten
wie die Heere der Kaiserlichen. Aus dem
Religionskrieg war ein Raubkrieg ge-
worden. Bei Leipzig erfocht Torstenson einen
glänzenden Sieg über Pieeolomini und be-
drohte Wien. Den eifersüchtigen Dänenkönig
züchtigte, Böhmen und Schlesien verheerte er.
Doch die Qualen der Gicht entwanden ihm den
Feldherrnstab. Wrangel folgte ihm. Dieser
drang nach Bayern vor und vereinigte sich hier
mit dem französischen General Tu renne. Der
alte Maximilian von Bayern wurde geschlagen. In Böhmen hatte der
schwedische General Königsmark die Kleinseite von Prag eingenommen
und reiche Beute gemacht. Schon begann er die Stadt mit glühenden
Kugeln zu überschütten, da erscholl endlich aus Westfalen das ersehnte
Wort: „Friede!"
6. Der Westfälische Friede war nach jahrelangen Verhandlungen
zwischen den Streitenden in Münster und Osnabrück zustande ge-
kommen (1648). Die hauptsächlichsten Bedingungen waren: Lutheraner 1648
und Reformierte bekamen freie Religionsübung und gleiche
Rechte mit den Katholischen. Der Augsburger Religionsfriede wurde
bestätigt, der „geistliche Vorbehalt" aber nicht beseitigt. Die Verteilung
der Kirchengüter zwischen Evangelischen und Katholischen regelte sich nach
dem Besitzstände des Jahres 1624. Die Reichsfürsten erhielten die
Landeshoheit und das Recht, Bündnisse zu schließen. Der
Kaiser durfte von jetzt ab nur mit Zustimmung der Reichsstände
Krieg führen, Gesetze geben und Steuern auferlegen. Schweden
bekam den größten Teil von Pommern und 15 Millionen Mark Kriegs-
kosten, Frankreich ein gut Stück vom Elsaß, Brandenburg Hinter-
pommern und die Bistümer Minden, Halberstadt, Kammin und Magde-
burg, Sachsen die Lausitz, Bayern die Oberpfalz, während die Unter-
pfalz dem Sohne des unglücklichen Friedrich V. mit einer achten Kurwürde
zurückgegeben wurde. Mecklenburg und Hessen-Kassel erhielten kleine
Entschädigungen. Die hessische Landgräfin Amalia war die treuste
Verbündete der Schweden gewesen. Wegen ihrer klugen Verwaltung in
den schwierigsten Lagen, wegen ihrer Standhaftigkeit im evangelischen
Glauben und wegen ihrer Bundestreue ist sie viel gepriesen worden. Die
Schweiz und die Niederlande wurden für unabhängig erklärt.
7. Die verderblichen Folgen des Krieges. Durch den West-
fälischen Frieden war Deutschlands Ohnmacht besiegelt. Deutsch-
land als europäische Macht bestand nicht mehr; es gab nur noch einen
deutschen Staatenbund von mehr als 300 unabhängigen kleinen
und großen Herrschaften. Die Fürsten ergötzten sich an Hetzjagden und
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_von_Bayern Maximilian Friedrich_V. Friedrich_V.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Wien Prag Westfalen Katholischen Pommern Frankreich Brandenburg_Hinter- Halberstadt Kammin Sachsen Hessen-Kassel Schweden Deutschlands